Ehrenamt tut gut – der Gesellschaft und denjenigen, die es ausüben. Es gibt kaum eine Tätigkeit, anhand derer sich der „Sinn des Gebens“ deutlicher zeigen würde. Menschen geben Zeit, Engagement und Verantwortung, und sie gewinnen dadurch: gesteigertes Selbstwertgefühl, Selbstwirksamkeit und soziale Verbundenheit (Brown et al., 2012), bessere körperliche und seelische Gesundheit (Jenkinson et al., 2013), höheres Wohlbefinden (Morrow-Howell, 2010) und Lebenssinn (Klein, 2017; Schnell & Hoof, 2012; Thoits, 2012).
Lebenssinn ist jedoch nicht nur Folge von, sondern auch Motivator für ehrenamtliche/r Tätigkeit (Stavrova & Luhmann, 2016). Sinnerfahrungen erweisen sich somit als wesentlicher Parameter für das Ehrenamtsmanagement, sowohl im Hinblick auf das Recruitment als auch auf das Retainment.
Sinnerfüllung drückt sich in vier Kernelementen aus: Bedeutsamkeit, Orientierung, Zugehörigkeit und Kohärenz. Diese können sich sowohl auf das gesamte Leben als auch auf spezifische Lebensbereiche beziehen. Während es in der Erwerbsarbeit immer wieder schwierig ist, die vier Elemente erfahrbar zu machen (Schnell & Hoffmann, 2020), gelingt dies im Ehrenamt deutlich besser (Schnell, 2020, 2021) – ohne dass die Möglichkeiten des Ehrenamtsmanagements bereits ausgeschöpft wären.
Ehrenämter unterscheiden sich substanziell im Hinblick auf die Ausrichtung ihrer Tätigkeiten (Schnell & Hoof, 2012). Dennoch wird dem Aspekt der Kohärenz – im Sinne der Passung von Person und Rolle – bisher nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt (Englert et al. 2019).
Eine solche Passung setzt ausreichende Informationen voraus: Ehrenamtsinteressierte sollten nicht nur wissen, was sie interessiert, sondern auch, was sie motiviert, und was für sie so bedeutsam ist, dass sie dafür Verantwortung übernehmen und Anstrengungen in Kauf nehmen würden. Zudem benötigen sie Wissen darüber, bei welchen Organisationen und Tätigkeiten sie diese Orientierungen in die Tat umsetzen können. Darüber hinaus haben sich persönlichkeitsbezogene und organisationskulturelle Merkmale als kohärenzrelevant erwiesen (van Vianen et al., 2008).
Das Projekt untersucht, in welchem Ausmaß die Baseline-Passung verschiedener Parameter die Ausübung und beidseitige Wahrnehmung des Ehrenamts prospektiv vorhersagt. Das Ziel ist dabei, jene Merkmale zu identifizieren, die bei Freiwilligen und Organisation übereinstimmen sollten, um die beidseitige Zufriedenheit und Verweildauer zu erhöhen.
Die Ergebnisse können darüber hinaus von ehrenamtlichen Organisationen genutzt werden, um ihr Profil zu klären und bestmöglich zu kommunizieren, um so zukünftige Rekrutierungsprozesse zu erleichtern. Das Projekt läuft über 16 Monate. Es handelt sich um eine Studie mit zwei Erhebungszeitpunkten.
Projektleitung: Prof. Dr. Tatjana Schnell, kooperierende Professorin an der Humanistischen Hochschule Berlin.
